Alle der uns bekannten über 400 Haushunderassen, gehen auf ein und dieselbe Stammform zurück: den Wolf. Vergleiche der Hirnmassen und des Verhaltensrepertoires von Haushunden und den drei früher diskutierten möglichen Stammformen - Goldschakal, Kojote und Wolf - und zusätzlich auch genotypische Untersuchungen liefern hierfür den Beweis.
Wer sich mit dem Verhalten von Hunden befasst, tut gut daran, sich auch mit den Verhaltensweisen ihrer wildlebenden Ahnen auseinander zu setzen. Ein wirkliches Verständnis der Spezies Hund wird ohne ein gewisses Grundwissen über die Ethologie des Wolfes nicht möglich sein
Das bedeutet nicht, dass jeder/jede potentielle Hundebesitzer:in ein/e Expert:in auf dem Gebiet der Ethologie werden muss. Es empfiehlt sich jedoch, Grundlegendes verstanden haben, um später aufkommende Kommunikationsprobleme zu vermeiden. Das Verhalten des Hundes, wie wir ihn heute kennen, ist laut Zimen (Wölfe und Königspudel) von rassespezifischen Schwankungen einmal abgesehen zu 64% mit dem des Wolfes identisch. Der Rest ist mehr oder weniger verändert (23%) oder fehlt ganz (13%).
Phänotypisch hat sich, durch den starken Selektionsdruck der auf den einzelnen Rassen lastet, teilweise sehr viel verändert - wer erkennt schon angesichts seines Äußeren, beim Chihuahua oder Mops noch den Wolf im Hund. Beim Verhalten fallen da Rückschlüsse auf die Stammform sehr viel leichter. Nicht nur den Wolf sollte der/die Halter:in von Hunden immer ein wenig im Hinterkopf behalten. Auch rassebedingte Besonderheiten müssen immer mitberücksichtigt
werden. So wird sich der Terrier anders verhalten als der Hütehund, dieser wieder anders als ein Herdenschutzhund, der wiederum andere Eigenschaften hat als ein Windhund. Hier hat sich im Laufe der Zeit das ursprüngliche Verhalten des Wolfes teilweise sehr stark verändert und an die speziellen Lebensumstände des Menschen angepasst. Bestimmte Verhaltensweisen wurden verstärkt, andere abgeschwächt, einige verschwanden völlig.
Erstes Kriterium bei der Auswahl eines Hundes sollte also immer Verhalten und nicht das Aussehen des Hundes sein.
Wichtig ist: Der Hund ist ein sozial lebender Beutegreifer - ein domestizierter Wolf - dessen Verhalten sich seit nunmehr 30.000 Jahren den menschlichen Bedürfnissen angepasst hat. Je nachdem welchen Einsatzbereich eine Rasse ehemals hatte, tendiert das Verhalten in die eine oder andere Richtung. Jagdverhalten, Aggressionen, Bindung, Lernverhalten, Bewegungsbedarf etc. können von Rasse zu Rasse stark variieren.